

»Wir selbst sind zu viel Dissonanz« – Hoflesung zum 100. Geburtstag von Wolfgang Borchert mit Caca Savic, Lena Tietgen und Nico Feiden
15.9.21 | 19:30 Uhr | Hof der Brotfabrik
»Natürlich bin ich ein religiöser Dichter. Ich verberge es nicht. Ich glaube an die Sonne, den Walfisch, meine Mutter und an das Gras« antwortete Wolfgang Borchert (1921–1947) kurz vor seinem Tod auf die Frage eines Journalisten. Der viel zu früh verstorbene Schriftsteller macht mit dieser Antwort deutlich, worum es in seinem literarischen Werk gegangen ist und wie es weit in unsere Zeit hineinreicht: um die Bedeutung von Weltanschauung und Glauben, aber auch um die Abhängigkeit von Mensch und Planet als politische Fragestellungen. Borcherts engagierte Literatur wirft darüber hinaus immer auch die Frage nach den strukturellen Problemen einer sogenannten postnationalsozialistischen Gesellschaft auf.
Am 20. Mai 2021 wäre Wolfgang Borchert einhundert Jahre alt geworden. Er starb im Alter von 26 Jahren an den Folgen einer chronischen Erkrankung. Die Brotfabrik begeht diesen Geburtstag mit einer Themen-Woche: Vom 13. bis 17. September zeigt das BrotfabrikKino einige Verfilmungen von Borcherts Texten. Im Zentrum steht dabei die erste Verfilmung von »Draußen vor der Tür«, »Liebe 47«, von Wolfgang Liebeneiner. Die BrotfabrikLiteratur lädt drei Autor*innen zu Lesung und Gespräch ein. Caca Savic, Lena Tietgen und Nico Feiden sprechen mit Alexander Graeff darüber, inwiefern Wolfgang Borcherts Werk sie für ihr eigenes inspiriert hat, über ihre Lektüreerlebnisse – und lesen ihre Texte.
Caca Savic ist eine österreichische Lyrikerin mit serbokroatischem Hintergrund. Sie studierte Kunst- und Kultursoziologie in Wien und lebt seit 2005 in Berlin. Ihre Texte erscheinen in Zeitschriften, Anthologien und Kunstkatalogen. Im Frühjahr 2020 erschien ihr Lyrikdebüt »Teilchenland« im Verlagshaus Berlin. Sie ist Mitglied in den Schreib-Kollektiven »CARE/RAGE« und »Literatur für das, was passiert«. 2020 war sie H.C.Artmann-Stipendiatin der Stadt Salzburg.
Lena Tietgen ist Autorin und betreibt den literarischen Blog »ZwischenZeilen«. Sie beschäftigt sich in ihren Texten mit Traum und Trauma als gestalterische Kraft gesellschaftlichen Ausmaßes. Ihre Figuren bewegen sich an der Grenze des emotional Fassbaren, changieren zwischen Traum und Wirklichkeit. Sie studierte Erziehungswissenschaft, Philosophie, Literatur und lebt heute in Berlin. 2020 erhielt sie das Sonderstipendium des Berliner Senats.
Nico Feiden, geboren in Zell (Mosel), lebt und arbeitet nach langen Reisen durch Europa heute als freier Schriftsteller in Köln. Er veröffentlichte bisher zwei Lyrikbände sowie Rundfunkbeiträge und TV-Berichte im SWR, ORF und bei 3Sat. 2018 erschien sein Debütroman »Sterben können wir später« im Astikos-Verlag. 2019 war er Teil des Printemps Poetique Transfrontalier Stipendiums. Seine Theaterneufassung von Wolfgang Borcherts »Draußen vor der Tür« wurde 2019 in Köln uraufgeführt.
Moderation: Alexander Graeff
Eintritt: 7,- / ermäßigt 5,- Euro
Die Lesung ist eine Open-Air-Veranstaltung. Bei Regen findet sie im Neuen Salon der Brotfabrik statt.