

Negative Vibes – »THINK & DESTROY« – Ausstellung
Im Rahmen des Jahresprogrammes: Korrespondenzen.
Outsider für Insider, Insider für Outsider
20. Juli – 9. September 2018 | Öffnungszeiten: täglich 12 – 20 Uhr
Eröffnung: 20. Juli, 19 Uhr
Kuratiert von Jeremy Bartels
Street Art in der BrotfabrikGalerie: In seiner ersten Soloausstellung werden die Motive, mit denen Negative Vibes die Straßen Berlins seit Jahren prägt, in den Galerieräumen im neuen Kontext präsentiert.
In Berlin aufzuwachsen heißt, Street Art in Form von Graffiti von früh auf zu kennen. Zu dieser Zeit ist er noch Beobachter; den eigenen Zugang findet er durch die eigenen Techniken. Die bringt er sich selbst bei, in einer rasanten Entwicklung, die während einer nahezu manischen Arbeitsphase stattfindet: „Acht Stunden gearbeitet, zwei Stunden geschlafen. Und weiter.“ Darum geht es: die eigene Welt mit eigenen Mitteln („Ich bin kein Grafikdesigner, ich arbeite nicht mit Photoshop oder lade mir meine Motive aus dem Internet runter“) dorthin auf die Straßen zu bringen, wo sie täglich Tausende Menschen sehen: „Ich hau sie dahin, wo sie viele Leute sehen, und das ist wichtig.“
Die Geradlinigkeit in der Arbeitsweise, die handgeschnittenen Schablonen, die reduzierte Palette: schwarz, weiß („immer naturweiß, nie schockweiß“) und rot, die dem Betrachter Bilder aus einer Welt zeigen, die bei allem Leid und Melancholie auch eine Ruhe ausstrahlen; diese Qualitäten sind es, die Negative Vibes’ Bildern ihre Kraft geben, der sie ihre Langlebigkeit zu verdanken scheinen.
Seine Art, die Papierbilder anzukleben, würde ein Entfernen leicht ermöglichen; während andere Bilder aber längst übermalt oder abgerissen sind, haben sie oft unbeschadet auf den Straßen Berlins überdauert.
Doch nicht nur dort – der Fotograf Sven Marquardt ist es, der NV auf der Straße (wo sonst?) kennenlernt und seine Bilder im Berghain präsentiert. Nach diversen Gruppenausstellungen ermöglicht die BrotfabrikGalerie es nun erstmals, seine Motive gebündelt zu erleben: „Es geht mir nicht darum, die Leute zu schocken, sondern sie kurz in meine Welt zu ziehen.“
Diese Bilderwelt ist zum einen von religiöser Motivik geprägt, zum anderen spürbar beeinflusst von Inspirationen durch klassische Filmposter, etwa für Genrefilme wie Horror und Giallos; die Menschen aber, die diese Welt bevölkern, stehen stets in enger Beziehung zum Künstler selbst. Sie werden von ihm in bestimmten, unwiederbringlichen Momenten fotografiert; diese Bilder dienen dann als Grundlage für seine Stencils.
Den Menschen und ihrem Blick auf sich selbst, der Art, wie sie sich in der Welt sehen, in der Erstellung seines Bildes nachzuspüren: Das bestimmt für Negative Vibes den Entstehungsprozess seiner Kunst.
Diesen vielschichtigen wie klaren, düsteren wie fragilen Bilderkosmos gilt es nun zu entdecken. Ungewohnte Bildträger wie Metall und Beton entreißen ihn der Vergänglichkeit der Straße und fordern den Blick des Betrachters auf neue Weise heraus.