

Kulturwagen: Franz Kräft. (1904-1992) – Ein (un)vergessener Arbeiterfotograf
8. Mai bis 31. Mai: Auf dem Caligariplatz (vor der Brotfabrik) | täglich 12 bis 18 Uhr
1. Juni bis 31. August: am Wasserturm (Knaackstraße/Ecke Kolmaer) | täglich 12 bis 18 Uhr
1. September bis 30. September: Pankow, Ossietzkystraße/Breite Straße | täglich 12 bis 18 Uhr
Franz Kräft erlernte den Beruf des Schlossers bei der AEG in Berlin. Von 1922 bis 1925 war er Mitglied im Kommunistischen Jugendverband Deutschlands (KJVD) und in der „Vereinigung der Arbeiterfotografen Deutschlands“ (VdAFD). 1936 zog er mit seiner Ehefrau Hilde von Berlin nach Hohen Neuendorf. Im Keller seines kleinen Hauses richtete er eine Dunkelkammer ein, wo er mit zumeist selbst gebauten Geräten seine Filme und Bilder entwickelte beziehungsweise vergrößerte. Zunächst waren das 13-x-18-Glasnegative, später bis Anfang der 1980er-Jahre Kleinbildfilme. Die letzten Fotos entstanden 1985. Auch entwarf und baute er den Prototyp eines Schrankes, in dem ein Arbeiterfotograf möglichst platzsparend seine Laborgeräte unterbringen konnte.
Er verließ den Verein und den KJVD, um in der konspirativ wirkenden „Passfälscherbande” der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) mitzuarbeiten. Aufgrund seiner fotografischen Kenntnisse konnte er Stempel für Pässe fälschen.
In den 1930er-Jahren war er Tontechniker bei der UFA, danach Lehrausbilder bei der AEG, wo er sowjetische Kriegsgefangene unterstützte, die dort arbeiten mussten.
Nach dem Krieg trat Franz Kräft 1945 in die KPD ein, später war er Mitglied der SED. Während der sowjetischen Besatzung arbeitete er kurzzeitig am Aufbau einer antifaschistischen Gemeindeverwaltung in Hohen Neuendorf mit, bis er nach Berlin zum Hauptschulamt des Magistrats wechselte. Dort war er verantwortlich für die praktische Berufsausbildung an den Berliner Berufsschulen. Noch vor dem Aufstand am 17. Juni 1953 wurde er wegen „Fraktionsbildung“ aus der SED ausgeschlossen. Er verlor seine Leitungsfunktion und arbeitete bis zum Renteneintritt im Jahr 1964 an verschiedenen Stellen in der Volksbildung, zuletzt im Kreispionierhaus Prenzlauer Berg in Berlin.
Franz Kräft fotografierte in den 1920er-Jahren Jugendkultur und -freizeit. Auf den Bildern dieser Zeit finden sich auch seine Freunde, Kollegen sowie andere Arbeiterfotografen. Einige von ihnen, zum Beispiel Anton Saefkow, Ewald Plenzdorf, Wilhelm Firl, Paul Noack, Fritz Plön sowie Elfriede und Walter Tygör sind heute bekannt als aktive antifaschistische Widerstandskämpfer*innen und Opfer der NS-Diktatur. Während in den 1930er-Jahren auch Aufnahmen in fremden Ländern entstanden, fotografierte Franz Kräft ab den 1950er-Jahren bei Ausflügen mit dem Moped vor allem Stadtansichten, Landschaften, Denkmäler und Menschen.
Franz Kräfts Bilder befinden sich im Archiv der Robert-Havemann-Gesellschaft.
Die Ausstellung im BrotfabrikKulturwagen präsentiert erstmals einen repräsentativen Ausschnitt seines fotografischen OEuvres von 1926 bis 1962.