

DOKUARTS: Goya, Carrière und der Geist von Buñuel
12.10. | 20 Uhr | Festival DOKUARTS
Frankreich / Spanien / Portugal 2022 | 90 Minuten | Dokumentarfilm | Französisch und Spanisch Originalversion mit deutschen Untertiteln | R: José Luis López-Linares | K: José Luis López-Linares, Andrés Recio Illán | M: Olalla Alemán, Luis Antonia Gonzáles Marín, Chapelle de Santa Isabel de Portugal, Ruth Iniesta et l’orchestre baroque Forma Antiqua
Eine Begleitung des bekannten Drehbuchautors Jean-Claude Carrière auf eine Reise nach Spanien; noch einmal möchte er einige seiner Lieblingsbilder Goyas betrachten. Der Autor nimmt Abschied (Carrière starb mit 90 Jahren kurz nach der Reise) und zugleich teilt er mit uns seine tiefsten, durch lebenslange Reflexion geschärften Gedanken über den Maler.
José Luis Lopéz-Linares
Jean-Claude Carrière, der 2021 kurz nach Fretigstellung dieses Dokumentarfilms starb, war einer der wichtigsten europäischen Drehbuchautoren der letzten 60 Jahre; bekannt war er vor allem durch seine Kollaboration mit Luis Buñuel. Carrière war darüber hinaus zeitlebens ein Experte spanischer Kultur. In „Goyas Schatten” reist er mit dem Zug nach Spanien, um einem der bedeutendsten Maler noch einmal seine Ehrerbietung zu erweisen und sich von ihm zu verabschieden. An verschiedenen Schauplätzen – in berühmten Museen wie dem Prado, beeindruckenden Palästen wie dem der Herzogin von Alba in Madrid und erhabenen Kirchenräumen – meditiert er über die Leinwände, Gobelins und Wandmalereien des
Künstlers. Carrières Reflektionen über den von ihm verehrten Maler sind von berührender Intimität und vermittteln die destillierte Weisheit eines langen Lebens. Seine Stimme ist dabei nur eine seiner vielen Gaben: ihm zuzuhören ist ein wahres Privileg. Die Tiefgründigkeit seiner Gedanken beschränkt sich dabei nicht auf die (ganz offensichtliche) ästhetische Wertschätzung, sondern es zeigt sich in ihr auch eine enorme politische Sensibilität. Diese macht Carrière zu einem unnachahmlichen Interpreten der dunkleren, modernen Seite von Goyas Genie, der Welt von „Los Caprichos“, „Desastres de la Guerra“ und den gespenstischen „Pinturas negras“ seiner späten Jahre. Durchweg, mitgetragen von anderen, hochgradig eloquenten Stimmen, bleibt die Verbindung Carrières zu Buñuel präsent; der Film schafft Einblicke, die die Nähe des provokanten, surrealistischen Regisseurs zu Goya verdeutlichen. Eine Nähe, die weit über die von beiden erlittene Taubheit hinausgeht. Lopéz-Linares’ Film ist, wie zu erwarten, visuell atemberaubend und hebt dabei nicht nur Goyas Werke hervor, sondern auch die alten Landschaften von Aragon und Andalusien, ihre Dörfer, Wüsten und Sierras.
Englisch
Jean-Claude Carrière, who died in 2021 soon after this documentary was finished, was one of the most important European scriptwriters of the past sixty years – famous for his collaborations with Buñuel – in addition to being a long-time expert on Spanish culture. “The Shadow of Goya” takes the form of a last visit by rail to that country in order to pay homage (as well as to say goodbye) to one of the greatest of all painters, whose canvases, tapestries and murals he meditates on in a variety of settings: renowned museums like the Prado, of course, but also grand palaces like that of the Duchess of Alba in Madrid, as well as the majestic interiors of churches. Carrière’s meditations on his hero come across with impressive intimacy. Among his many other gifts, the writer has a beautiful voice. What he has to say emerges as the distilled wisdom of a lifetime. It is a privilege to listen to him, for the depths of his reflection encompass not merely aesthetic appreciation (though that is quite
evident) but a profound political sensibility that makes him a matchless interpreter of the other, darker more modern side of Goya’s genius: the world of “Los Caprichos”, “The Disasters of War” and the phantasmagoric ”Black Paintings” of his later years. Throughout these explorations (supported by a variety of wonderfully articulate witnesses) the connection with Buñuel is not forgotten: there are terrific glimpses of the provocative surrealist filmmaker whose affinity to Goya’s universe was profound, going far beyond the two artists’ shared deafness. The documentary is, as one would hope, pictorially splendid, highlighting not only the paintings themselves, but also the ancient landscape of Aragon and Andalusia: their villages, deserts and sierras.