

»Franz Kräft« (1904–1992) – Ein (un)vergessener Arbeiterfotograf
8. Mai – 31.5.23 | 12 – 18 Uhr | Caligariplatz
anschließend weitere Standorte: Wasserturm, Ossietzkystraße/Breite Straße
Franz Kräft erlernte den Beruf des Schlossers bei der AEG in Berlin. Von 1922 bis 1925 war er Mitglied im Kommunistischen Jugendverband Deutschlands (KJVD) und in der »Vereinigung der Arbeiterfotografen Deutschlands« (VdAFD). Im Keller seines kleinen Hauses richtete er eine Dunkelkammer ein, wo er mit zumeist selbst gebauten Geräten seine Filme und Bilder entwickelte beziehungsweise vergrößerte. Er verließ den Verein und den KJVD, um in der konspirativ wirkenden »Passfälscherbande« der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) mitzuarbeiten. Aufgrund seiner fotografischen Kenntnisse konnte er Stempel für Pässe fälschen. In den 1930er-Jahren war er Tontechniker bei der UFA, danach Lehrausbilder bei der AEG, wo er sowjetische Kriegsgefangene unterstützte, die dort arbeiten mussten. Nach dem Krieg trat Franz Kräft 1945 in die KPD ein, später war er Mitglied der SED.
Noch vor dem Aufstand am 17. Juni 1953 wurde er wegen »Fraktionsbildung« aus der SED ausgeschlossen. Er verlor seine Leitungsfunktion und arbeitete bis zum Renteneintritt im Jahr 1964 an verschiedenen Stellen in der Volksbildung, zuletzt im Kreispionierhaus Prenzlauer Berg in Berlin.
Franz Kräft fotografierte in den 1920er-Jahren Jugendkultur und -freizeit. Auf den Bildern dieser Zeit finden sich auch seine Freunde, Kollegen sowie andere Arbeiterfotografen. Einige von ihnen, zum Beispiel Anton Saefkow, Wilhelm Firl, Paul Noack, Fritz Plön sowie Elfriede und Walter Tygör sind heute bekannt als active antifaschistische Widerstandskämpfer*innen und Opfer der NS-Diktatur. Während in den 1930er-Jahren auch Aufnahmen in fremden Ländern entstanden, fotografierte Franz Kräft ab den 1950er-Jahren bei Ausflügen mit dem Moped vor allem Stadtansichten, Landschaften, Denkmäler und Menschen.
Die Ausstellung im BrotfabrikKulturwagen präsentiert erstmals einen repräsentativen Ausschnitt seines fotografischen OEuvres von 1926 bis 1962.