
Die Mauer
10.11.19 | 18 Uhr | Reihe „Rückblick, Durchblick, Ausblick – 30 Jahre Mauerfall“
In Anwesenheit von: Jürgen Böttcher (Regie), Gerd Kroske (Regieassistenz)
DDR 1990 | 100 Minuten | Dokumentarfilm | R: Jürgen Böttcher | K: Thomas Plenert
Der Film „Die Mauer“ ist ein bleibendes Demontage-Protokoll der deutsch-deutschen Grenze in Berlin, gleichzeitig ein Requiem auf jenes Land, mit dem der Filmemacher und Maler Jürgen Böttcher 40 Jahre lang in inniger Hass-Liebe verbunden war. Japanische Touristen knipsen sie, türkische Kinder brechen Brocken aus ihr heraus und verkaufen diese, unzählige Kamerateams aus aller Welt nutzen sie als pittoreske Kulisse: „Die Mauer“, die im offiziellen Sprachgebrauch der DDR gern als „antifaschistischer Schutzwall“ verklärt wurde. Böttcher und sein Kameramann Thomas Plenert zeichnen die vielfältigen Aktivitäten am ehemaligen Todesstreifen in phänomenologischer Manier auf, wissend, dass jede Wertung in diesem Moment die Stärke und Einmaligkeit der Bilder zerstören würde. „Die Mauer“ ist übervoll an metaphorischen, aber nie gesucht wirkenden Momenten. Der einzige zeitgeschichtliche Kommentar besteht in einer Projektion von Archivmaterial auf ein Mauersegment: Die tausendfach gesehenen Bilder aus dem zeitlichen Umfeld des 13. August 1961 erhalten durch die verblüffend wirksame Konstellation auch eine ganz neue Dimension. Das monströse Bauwerk inmitten von Berlin – mehr als 25 Jahre lang Sinnbild des Kalten Kriegs in Europa und der Welt – wird durch den Kunstgriff des Regisseurs zur Leinwand seiner eigenen Geschichte.