

Albena Mihaylova – Ausstellung zum Dokumentarfilm Distancia
5.4. – 9.4. | Neuer Salon | Vernissage 5.4. / 19 Uhr
Ab 6. April läuft der Dokumentarfilm DISTANCIA von Albena Mihaylova im Kino Brotfabrik, Berlin.
Zum Film zeigt die Autorin eine Ausstellung von Bildern, die im Film vorkommen: Portraits und Skizzen von Menschen ihrer Nähe aus den 70er Jahren. Es fällt der Künstlerin und Filmautorin nicht leicht, ihre Bilder einem Publikum außerhalb des Filmkontextes anzuvertrauen.
«Die Bilder aus meiner Kindheit und der Jugend sind Dokumente der Zeit. Es sind Zeichnungen voller Gefühle, die ich bewusst oder unbewusst vergessen hatte und erst während den Dreharbeiten zum Film im Jahre 2011 in einer Kiste im Estrich bei der Mutter wiederentdeckte. Für mich war es ein Schock. Meine Zeichnungen zeigten das Leiden, das der Tod meines Bruders in unserer Familie ausgelöst hatte. Die Stimmung war voller Schuldgefühle und gegenseitigen Vorwürfen – mehr als bedrückt. Das Zeichnen und Malen war ein Ausweg, mich von der Trauerlast zu befreien.“
Früh kam sie ins Kunstgymnasium und damit von zuhause weg. Als erste bewusste Protestform provozierte sie mit ihrer unkonventionellen Erscheinung, die für ihre Kollegen oft ansteckend war. In der Kunstakademie in Sofia wuchs ihr Widerstand dem kommunistischen Regime gegenüber. Sie demonstrierte mit neuen Kunstformen, mit Performances, die in dieser Gesellschaft keinen Platz hatten.
1989 war sie Initiatorin und Aktivistin der legendären Künstlergruppe РЪБ, was Rand bedeutet. Vom Rand her hat die Künstlergruppe die Symbole der sozialistischen Staatskunst über Bord geworfen und mit neuen Kunstformen die Szene revolutioniert. Die Gruppe РЪБ markierte eine grosse Erneuerung in der bulgarischen Kunst genau zum Zeitpunkt der Wende in Osteuropa.
Durch ein Kunststipendium kam Albena Mihaylova 1994 in die Schweiz, wo sie ein Studium im Bereich Videokunst abschloss. Sie bezeichnet ihre zweite Künstlerphase mit dem Medium Video als autobiografisch. Performativ inszenierte Video-sketches bendji I + II reflektierten ihre Lebenssituation mit ihrer Tochter.
Weitere inhaltliche Auseinandersetzungen mit der eigenen Geschichte führten Albena zum Thema ihres Dokumentarfilms Distancia. Sie ging einen langen Weg, den sie in vielen Gesprächen mit ihrer Mutter zurücklegte und sie durch Schattenseiten bulgarischer Geschichte führte, bis sie zum Kern vordrang.
Im Film stellen sich Albena und ihre Mutter der eigenen intimen Tragödie, die durch eisernes Schweigen hätte entsorgt bleiben sollen, wie in vielen Familien Osteuropas. Sie erhellen so die verdrängte Geschichte eines halben Jahrhunderts: Die Verwerfungen der Zeit auf eine Familie konzentriert.
Im Zentrum der Erzählung steht das künstlerische Ich von Albena. Mit ihrer Stimme hält sie die Geschichte zusammen. Ihre Gemälde, Skizzen und Zeichnungen ergänzen sich mit ihrer stilisierten, fast gemalten Biographie. Gerade weil es ein verworrener Stoff ist, verzichtet sie auf abstrakte Ebenen – im Vertrauen auf die reale Kraft der Erzählung.
Albena Mihaylova wurde 1959 in Plovdiv, Bulgarien, geboren.
Sie ist Doppelbürgerin Schweiz/Bulgarien.
Sie ist tätigt als Künstlerin, Filmemacherin und Veranstalterin.
Aktuell lebt in Deutschland und arbeitet in der Schweiz und Bulgarien.









