

Schon wieder Wohnungsnot: Am Anfang war doch nicht der Pflasterstein
30.11. | 22:15 Uhr
Der Kampf ums Dach über dem Kopf | Berlin-Filme aus 100 Jahren
Am Anfang war doch nicht der Pflasterstein
BRD 1982 – 89 Min. – Farbe – R+B: Bernd Liebner, Jens-Peter Behrend – K: Michael Faust
Hausbesetzung nicht nur zur Beseitigung von Wohnungsnot, sondern auch und gerade, um neue, gemeinschaftliche Wohn- und damit Lebensformen zu erproben oder sogar zu installieren: Deshalb hat es die junge Protagonistin dieser „inszenierten Dokumentation“ in ein besetztes Haus an der Potsdamer Straße gezogen – zum Entsetzen ihrer Eltern, eines sehr staatstreuen Beamten und einer „Nur-Hausfrau“.
Auch Anfang der achtziger Jahre bestand in der bundesdeutschen Öffentlichkeit noch immer großer Redebedarf, weshalb diese Produktion des Saarländischen Rundfunks sehr wortlastig ist: Tochter und Eltern führen lange Gespräche, nicht zuletzt am Telephon, doch bei allem Bemühen um gegenseitiges Verständnis reden sie oft aneinander vorbei oder können einfach nicht akzeptieren, dass der andere andere Vorstellungen, einen anderen Lebensentwurf, andere Erwartungen an das Leben hat. Letztendlich werfen sie sich gegenseitig vor, nicht richtig zu leben. Dazu gibt es Beobachtungen aus dem Alltag – bei den verwaisten Eltern wie im Haus in der Potsdamer Straße, dessen Besetzer teils einen großen gesellschaftsverändernden Anspruch haben: Nicht nur weg vom „Konsumterror“, sondern hin zu selbstbestimmtem Arbeiten, neuen Arten des Zusammenlebens, Aufbrechen von Zweierbeziehungen usw. Daraus ist ja dann sehr viel geworden.