

Schon wieder Wohnungsnot: Unter Geiern oder: Keine Angst, es geht voran, u.a.
29.11. | 22 Uhr
Der Kampf ums Dach über dem Kopf | Berlin-Filme aus 100 Jahren
Unter Geiern oder: Keine Angst, es geht voran
BRD 1981 – 53 Min. – Farbe – R+K: Lothar Michael Peter – M: IG Blech, Fehlfarben u.a.
Chamisso 3
BRD 1980 – 29 Min. – Farbe – R: Helmut Kolbach und die Instand[be]setzer
Die meisten Filme, die in der West-Berliner Hausbesetzerszene der frühen Achtziger entstanden, waren verständlicherweise mit heißer Nadel gestrickt, konzentrierten sich mehr auf den Inhalt als auf die Form, setzten aber dennoch häufig viel Vorwissen voraus, was heute ihre Verständlichkeit beeinträchtigt.
Um so bemerkenswerter ist Lothar Michael Peters „Unter Geiern oder: Keine Angst, es geht voran!“ und um so unverständlicher, dass er nur wenig Bekanntheit erlangt hat: Handelt es sich doch für einen Super-8-Film aus der „Szene“ um einen ungewöhnlich ambitionierten Versuch, den Kampf gegen die Stadtzerstörung durch „Sanierung“, für bezahlbaren Wohnraum und ein selbstbestimmtes Leben, in Gestalt einer Collage aus Bildern, Musik, Zitaten und anderen Tönen darzustellen. Gut wird auf diese Weise in einer knappen Stunde die Stimmung in West-Berlin, insbesondere in Kreuzberg, um 1981 vermittelt.
Fast ein Gegenbeispiel dazu ist „Chamisso 3“, der die Probleme im Südwesten Kreuzbergs behandelt, wo um 1980 nicht Kahlschlag-, sondern Luxusmodernisierung droht, die Beseitigung auch erhaltenswerter und -fähiger Hinterhäuser sowie die Verdrängung der vorhandenen Bevölkerung, was als „Verbesserung der Sozialstruktur des Viertels“ auch noch propagiert wird. Von der titelgebenden Besetzung des Hauses Chamissoplatz 3 (die auch in Rudolf Thomes „Berlin Chamissoplatz“ [siehe 27.11.] erwähnt wird) sieht man in dem Film allerdings kaum etwas, so schnell ist sie vorbei. Ausgiebiger dokumentiert werden können die rasche Räumung durch die Polizei und die Folgen für die verbliebenen Mieter: Die Wohnungen werden nun schnell im Auftrag des „Sanierungsträgers“, der bereits monatelang nur destruktiv gewirkt hat, weitgehend unbewohnbar gemacht. Vor wie nach der Besetzung gibt es nur Außenaufnahmen, entstanden vom Chamissoplatz aus. Die eigentlichen Informationen werden aus dem Off transportiert, der größte Teil der Bilder bleibt relativ belanglos.