

Schon wieder Wohnungsnot: Und Gott erschuf das Make-up
29.11. | 18 Uhr
Der Kampf ums Dach über dem Kopf | Berlin-Filme aus 100 Jahren
Und Gott erschuf das Make-up
D 1998 – 70 Min. – Farbe – R+B: Lothar Lambert – K: Albert Kittler – D: Heiko Behrens, Michael Sittner, Anatoli Jalnin, Hans Marquardt, Dennis Buczma, Klaus Redlich, Erika Rabau, Lothar Lambert, Dorothea Moritz, Dirk Schütt, Selman Arikboga, Rahim Abdi, René Koch, Salomé
Zu Gast: Lothar Lambert, Gesprächsführung: Frank Schoppmeier
Szenen aus dem Dasein der Insassen einer psychiatrisch betreuten Wohngemeinschaft für Menschen, die lieber dem anderen Geschlecht angehören möchten oder zumindest dementsprechend aufgemacht herumlaufen. Darunter ein offenbar Sexsüchtiger, der sich gern prostituiert, ein türkischer Familienvater mit Putzfimmel, ein geheimnisvoller Exilrusse, eine Frau mit Penisneid und eine ältere Dame, die sich für den Fußballstar Pelé hält.
Berlins Undergroundkinoveteran Lothar Lambert, der schon „German Mumblecore“ machte, als es diesen Begriff noch gar nicht gab, schuf – wie üblich mit minimalem Budget, vielen spielfreudigen Laien und ohne Drehbuch – eine vitale Tragikomödie, die auch der tragischen Momente nicht entbehrt. Seiner Zeit voraus (inzwischen aber für manche schon wieder nicht mehr ideologisch korrekt) interessierte ihn bei seinen Figuren und deren (Selbst-) Darstellern ein weiteres Mal nicht, wie dsiese sich definieren oder definiert werden: Jeder Mensch darf einfach so sein und herumlaufen, wie es ihm gefällt.
Größtenteils gedreht in Lamberts kleinem Atelier in Moabit, zeigt der Film selbstbestimmte, unkonventionelle Lebensformen, wie sie eher in Altbauvierteln möglich sind denn in Neubausiedlungen – auch und gerade angesichts des dramaturgischen Kniffs, die Handlung in einer staatlich geförderten therapeutischen Wohngemeinschaft anzusiedeln.