

Schon wieder Wohnungsnot: Zoe
28.11. | 22 Uhr
Der Kampf ums Dach über dem Kopf | Berlin-Filme aus 100 Jahren
Zoe
D 1998/1999 – 78 Min. – Farbe – R+B: Maren-Kea Freese – K: Matthias Maaß – D: Kirsten Hartung, André Meyer, Eva Weißenborn, Wotan Wilke Möhring, Solveig Arnarsdottir, Rüdiger Rudolf, Volkmar Röhler
Zu Gast: Maren-Kea Freese, Gesprächsführung: Jan Gympel
„Zoe“ heißt auf altgriechisch „Leben“. Wie die Titelheldin dieses Namens im Berlin der späten Neunziger lebt, erweckt eine Mischung aus Bewunderung und Mitleid: Aus der Provinz mit wenig Gepäck in die Hauptstadt gekommen, wohnt die Mittzwanzigerin (die mal Carola hieß) mal hier, mal dort, schnorrt sich durch, arbeitet als DJane, beginnt Liebesaffairen, wird immer wieder rausgeworfen und zurückgewiesen, und rappelt sich immer wieder auf.
Eine ebenso prekäre wie selbstbestimmte Existenz, stets hart am Rande der Obdachlosigkeit, ist es, die Maren-Kea Freese in ihrem ersten abendfüllenden Spielfilm, mit dem sie ihr Studium an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin abschloss, portraitiert. Dabei waren die Videoästhetik der Bilder und die Verwendung von Originalton dem geringen Budget geschuldet, zugleich erzeugten sie – zumindest in der Vor-Smartphone-Ära – den Eindruck von Wirklichkeitsnähe. Überraschenderweise wirkt der Film nach über zwanzig Jahren nicht nur kein bißchen veraltet: Wenn man davon absieht, dass viele Menschen heutzutage glauben, nicht leben zu können, wenn sie nicht dauernd auf ihr Mobiltelephon starren, könnte „Zoe“ auch von heute sein. So wenig hat sich die Alltagsästhetik in den letzten zwei Dekaden verändert, so wenig haben es auch die Lebensentwürfe oder -versuche mancher jungen Leute getan. Nur die Freiräume für sie sind im immer weiter gentrifizierten Berlin weniger geworden.