

Schon wieder Wohnungsnot: Im Reservat
22.11. | 20 Uhr
Der Kampf ums Dach über dem Kopf | Berlin-Filme aus 100 Jahren
Im Reservat
BRD 1973 – 92 Min. – Farbe – R: Peter Beauvais – B: Peter Stripp – K: Wolgang Treu – D: Johanna Hofer, Wolfgang Kieling, Rosemarie Fendel, Johannes Schaaf, Käthe Jaenicke, Olga von Togni, Cara Gyl
Einführung: Axel Schock
In einer Altbauwohnung haben sich eine geistig schon nicht mehr ganz klare Seniorin und ihr Untermieter, ein alternder Transvestit, ihr „Reservat“ geschaffen: Er unterstützt die Frau, sie hat kein Problem mit seiner Lebensweise. Doch das Viertel wird bereits saniert – was Anfang der Siebziger heißt: abgerissen. Die Vertreibung aus der Wohnung, der Gegend, dem „Reservat“ steht an. Die alte Frau soll, auf Geheiß ihrer überpatenten Tochter, ins Heim abgeschoben werden. Und was wird aus dem Transvestiten?
In den frühen Siebzigern geriet die Kahlschlagsanierung, die in den Sechzigern noch nahezu widerstandslos exekutiert werden konnte, allmählich in die Kritik. Dieser starbesetzte ZDF-Film, offenkundig angesiedelt im Gebiet um die Weddinger Brunnenstraße, zeigt nicht nur die lange geschmähten Altbauviertel als Zufluchtsort für unkonventionelle Lebensformen oder auch das, was gern als „gesellschaftliche Randexistenzen“ bezeichnet wird. Implizit wird damit auch die Frage gestellt, welche Wohn- und damit Lebensformen die genormten, durchrationalisierten Neubausiedlungen zumindest damals ermöglichten – und welche Gesellschaft sie folglich hervorbrachten.