

Schon wieder Wohnungsnot: Putte muß bleiben, u.a.
22.11. | 18 Uhr
Der Kampf ums Dach über dem Kopf | Berlin-Filme aus 100 Jahren
Kohlen für die Naunynstraße
BRD 1974 – 55 Minuten – Schwarzweiß – R: Gerd Conradt
Putte muss bleiben
BRD 1971 – 32 Min. – Schwarzweiß – R: Horst Schwaab – B: Uwe Ehmke, Petra Hinze, Horst Schwaab, Filmgruppe Naunynstraße – K: Skip Norman, Horst Schwaab – D: Kinder der Filmgruppe Naunynstraße
Einführung: Florian Wüst
Ein dokumentarisches Video aus der Zeit, als diese Technik noch experimentellen Charakter besaß: Junge Leute haben ein altes Haus in der Putbusser Straße, mitten im (Kahlschlag-) Sanierungsgebiet am Gesundbrunnen, besetzt und dort neben einer Wohngemeinschaft auch ein Jungarbeiter- und Schülerzentrum eingerichtet. Senat und Bezirksamt – beide von einer SPD dominiert, welche die Menschen auch gegen deren Willen mit schmucken Neubauwohnungen beglücken möchte (und nebenher mit der Immobilienwirtschaft arg verfilzt ist) – ist dies nicht geheuer: Das Haus wird geräumt und sofort abgerissen, angeblich wegen Baufälligkeit und weil an der Stelle in Kürze etwas schönes Neues entstehen soll. Jahre später gähnt dort noch immer eine Brache.
„Kohlen für die Naunynstraße“ ist ein gut halbstündiger Stummfilm, der sich nicht um Briketts dreht, sondern um Penunse, welche den armen, in Bruchbuden vegetierenden Menschen fehlt. Gemeinsam erkennen sie: Das Geld liegt auf der Bank, man braucht es sich nur gewaltsam zu holen, und wenn der Bankdirektor pampig wird, nimmt man ihn als Geisel. Dargestellt wird diese Problemlösung, in einem gut halbstündigen, aus Kostengründen schwarzweißen und stummen Film, von Arbeiterkindern aus Kreuzberg. Filmstudenten hatten sich ihrer angenommen und ließen die zirka Zehnjährigen ihre eigenen Filmerfahrungen verarbeiten. Die Produktion der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin entstand in jenen Jahren, als der linksextreme Terrorismus erst begann. Der Banküberfall durfte dann auch in einer echten Bankfiliale in Charlottenburg gedreht werden.
Von Gerd Conradt auch „Der Videopionier“ und „Menschen und Steine“ am 26.11., 20.00.