

Schon wieder Wohnungsnot: Der lange Jammer, u.a.
21.11. | 22:30 Uhr
Der Kampf ums Dach über dem Kopf | Berlin-Filme aus 100 Jahren
Der lange Jammer
BRD 1972/1973 – 86 Min. – Farbe – R: Max Willutzki – B: Max Willutzki, Horst Lange, Aribert Weis – K: Rolf Deppe, René Perraudin – D: Günter Kieslich, Peter Schlesinger, Heinz Giese, Walter Clasen, Achim Barlin, Heinz Meurer, Henry Georgy, Erhard Dhein
Mietersolidarität
BRD 1970-1972 – 12 Min. – Schwarzweiß – R: Max Willutzki
Einführung: Fabian Tietke
Das Engagement des Filmemachers Max Willutzki für die Bewohner des noch jungen, doch bereits problemgeschüttelten und schlecht beleumundeten Märkischen Viertels ging so weit, dass er für geraume Zeit selbst in die Trabantenstadt zog. So entstand diese Mischung aus Dokumentation und Spielfilm nicht nur zusammen mit anderen Bewohnern des „MV“, sondern auch aus eigenem Erleben. Zentrales Thema ist der Widerstand gegen galoppierende Mietsteigerungen, die damals viele Familien in die Armut und zuweilen auch ins Obdachlosenasyl trieben. Anders als heute waren seinerzeit allerdings die gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaften (meist im Besitz der öffentlichen Hand oder von Gewerkschaften) die Bösen. Den Titel übernahm der seinerzeit vielbeachtete, heute nur noch selten zu sehende Film vom Spitznamen der monströsesten Hochhauszeile des Märkischen Viertels.
In „Mietersolidarität“ wird dokumentiert, wie eine kinderreiche Familie aus ihrer Wohnung im „MV“ geworfen werden soll, was vereinter Widerstand vorerst verhindern kann. Über die löbliche Absicht, diesen zu propagieren, wurde jedoch nicht nur die filmische Form vernachlässigt. Auch bleibt die Frage offen, weshalb der Familie (wenn diese schon selbst unfähig war, rechtzeitig etwas zu unternehmen) anscheinend erst geholfen wurde, als der Gerichtsvollzieher anrückte. Stattdessen erfährt man, Senat und Wohnungsbaugesellschaft hätten erst systematisch kinderreiche Familien ins Märkische Viertel verfrachtet, um sie dann ins Obdachlosenasyl abzuschieben. Doch wozu wurde dafür der Umweg über die teuren Neubauwohnungen gewählt und für wen sollten die denn freigemacht werden?
Wiederholung: „Der lange Jammer“ am 1.12., 18.00
Quelle: Der lange Jammer, Bundesarchiv, Film: B 139351-1
Mit freundlicher Unterstützung des