

Schon wieder Wohnungsnot: Isn’t Life Wonderful
19.11. | 20 Uhr
Der Kampf ums Dach über dem Kopf | Berlin-Filme aus 100 Jahren
Isn’t Life Wonderful
USA 1924 – 115 Min. – Schwarzweiß – R+B: David Wark Griffith – K: Hendrik Sartov, Harold S. Sintzenich – D: Carol Dempster, Neil Hamilton, Erville Alderson, Helen Lowell, Marcia Harris, Frank Puglia, Lupino Lane
Einführung: Jan Gympel
In seinem Buch „Defeat“ prangerte der britische Ex-Offizier Geoffrey Moss mit sechs Kurzgeschichten vor allem die wirtschaftlichen und sozialen Zustände in Deutschland an, die durch die alliierte Besetzung des Ruhrgebiets verursacht oder zumindest verschärft wurden. Umgehend sicherte sich der US-Filmpionier David Wark Griffith die Filmrechte an dem Buch, um eine der Stories auf die Leinwand zu bringen: Menschen, die durch die Folgen des Ersten Weltkriegs zu Flüchtlingen geworden sind, versuchen sich in Berlin ein neues Leben aufzubauen, wobei die größte Sorge neben dem Mangel an Nahrung jener an Wohnraum ist.
Trotz positiver Probevorführungen beschlich Griffith, der bereits in finanziellen Schwierigkeiten steckte, die Sorge, ein Film, in dem Mitgefühl mit Deutschen gezeigt wurde, könnte so kurz nach dem Krieg auf wenig Gegenliebe stoßen. So wurde das Drama umgearbeitet, unter anderem entfernte man alle Bezüge zur Ruhr-Besetzung und aus den Deutschen wurden Polen. Die Neufassung fiel bei der Kritik jedoch völlig durch und wurde auch kaum gespielt. In Europa erwies sich der Film als weitgehend unverkäuflich, in Deutschland ist er wohl nie herausgekommen. Und so blieb einer der wenigen ausländischen Stummfilme, die in Berlin spielen und gedreht wurden, auch in der deutschen Hauptstadt selbst bis heute weitgehend unbekannt.